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Die Etablierung der Kindertageseinrichtungen – dieser Begriff hat sich nicht zuletzt durch das Kinder- und Jugendhilfegesetz SGB VIII offiziell als Oberbegriff für alle Krippen, Kindergärten und Horte durchgesetzt – zu Bildungseinrichtungen erfolgte bereits, wie gesehen, im Westen durch die Vorschulreform in den 1960er und 1970er Jahren. Es ging nun nicht mehr nur im Betreuung und Erziehung, sondern um „frühkindliche Bildung“. Durch die ernüchternden Ergebnisse der PISA-Schulvergleichsstudien seit dem Jahr 2000 und im Gefolge durch die internationalen Vergleiche der Systeme der Frühpädagogik – mit ebenfalls sehr ernüchternden Ergebnissen für dieses Land – ist die Frage nach dem Profil und nach den Leistungen von Kindertageseinrichtungen als Bildungseinrichtungen zu einem öffentlichen Thema geworden – überall in Deutschland. Der Druck auf die Kindertageseinrichtungen – und damit auch auf ihre Träger, auf das Personal, auf deren Ausbildung und Qualifikation wächst.

Nun gilt es – wieder –, das Spannungsfeld zwischen vereinheitlichenden staatlichen Maßgaben zur Verbesserung der Bildung- und Betreuungsqualität und der behördlichen Steuerung der entsprechenden Prozesse auf der einen Seite und der Wahrung der Vielfalt der Träger, der pädagogischen Konzepte, der organisatorischen Ausgestaltung und des weltanschaulichen Zuschnitts der Einrichtungen auszubalancieren. Maßstab muss dabei stets das Ziel sein, das „Beste für unsere Kinder“ zu erreichen.

Die kirchlichen Einrichtungen haben sehr lange und reichhaltige Erfahrungen mit solchen Balancierungsprozessen, denn sie haben diese nicht nur immer wieder zwischen Fürsorge und Bildung praktizieren müssen, sondern auch zwischen Caritas und Pastoral, zwischen Verband und Ordinariat – und zwischen kirchlichen Einrichtungen zu den staatlichen und denen anderer Träger.

Diese Erfahrungskompetenz kann den katholischen Einrichtungen zugutekommen, die sich im Bistum Magdeburg beispielweise auf den Weg gemacht haben, sich mit einem hohen Qualitätsniveau – auch im Bereich der religiösen Bildung und des caritativen Engagements –
zu konkurrenzfähigen Einrichtungen auf dem Markt der der frühpädagogischen Institutionen zu behaupten.

Freiburg im Breisgau, im Mai 2018
Matthias Hugoth,

Katholische Hochschule Freiburg
Professor für Erziehungswissenschaften
und Elementarpädagogik

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