Alle Jahre wieder... werden die Tage kürzer, wird es dunkler um uns herum, kommt der November mit seinem Totengedenken...
Und dann wird es Weihnachten! Mitunter gehen die Gedanken – nicht nur der Kinder - schon darauf hin. In manchen Geschäften erinnern süße Angebote bereits daran. Vor Weihnachten stehen aber noch die Tage des Advent – in diesem Jahr besonders kurz, weil wir schon am 4. Adventssonntag den Hl. Abend feiern.

Herbst 2017Deshalb kann es gut sein, sich bereits jetzt auf diese Zeit zu besinnen. Denn der Advent ist nicht nur eine Vorweihnachtszeit mit Weihnachtsmärkten, Kerzenschein und Süßigkeiten. Viele leben das so, und wir werden sie nicht daran hindern.
Aber es geht um mehr! Im Advent geht es um eine bestimmte Sicht unseres Lebens, unserer eigenen Geschichte, aber auch der Weltgeschichte.
Karl Rahner (1904-1980), einer der großen Theologen des 20. Jahrhunderts, schrieb einmal: Das lateinische Wort „Ad-vent“ muss wörtlich mit „Zu-kunft“ ins Deutsche übersetzt werden. Durch die gedankliche Hervorhebung der Vorsilbe wird in beiden Sprachen etwas deutlicher: es kommt etwas oder jemand auf uns zu.

Das provoziert eine Denk-Bemühung: Wie stellen Sie sich eigentlich Zukunft vor? Viele haben bei dem Gedanken an die Zukunft so etwas wie einen Zeitstrahl im Kopf, der von uns weg ins Ungewisse reicht und manche Erwartungen, aber auch viele Fragen und Sorgen auslöst.
Der Kerngedanke des Advent meint das Gegenteil: Nicht wir gehen ins Dunkel, sondern aus dem Dunkel kommt jemand auf uns zu – wie ein Licht am Ende des Tunnels...!
Advent lebt von der Zusage eines Kommens. Gott kommt auf uns zu! Und das hat etwas mit Weihnachten zu tun, aber weit darüber hinaus.
Advent ist – so gesehen – nicht beschränkt auf die paar Wochen vor dem Fest. Advent ist ein Thema des ganzen Jahres, zielt auf eine Lebenshaltung.

So manches Mal stehen wir im Dunkeln – im privaten Leben wie im öffentlichen Bereich. Wo geht es hin? Was wird werden, mit uns, mit unserem Land, mit den Krisenregionen der Welt? Sorgen sind nicht selten im Spiel. Dass wir dabei nicht nur schwarzsehen, sondern darauf vertrauen, dass unsere Geschichte nicht dem Spiel dunkler Mächte überlassen bleibt, daran erinnern die typischen Texte der Adventstage. Selbst der Tod ist betroffen: wir gehen nicht ins Nirgendwo; Gott kommt uns entgegen und nimmt uns auf, wird für immer bei uns sein! Das ist adventliche Lebenssicht, die Hoffnung möglich macht – trotz allem, was auch wahr ist! Darauf vertrauen, das ferne Licht entdecken, das auf uns zukommt – das lässt adventlich leben.

Raimund Sternal
Pfarradministrator

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