Komm, Heiliger Geist – Veni Sancte Spiritus
Der Gesang „Veni Sancte Spiritus“, mit dem um das Kommen und Wirken des Heiligen Geistes gebetet wird, klingt in meinem Herzen nach, seit ich ihn in der letzten Chorprobe gesungen habe. Es gibt viele Vertonungen dieses Textes. Gesungen habe ich die kurze Taizé – Version, die mich mit Ruhe und Gelassenheit erfüllt, denn mir wird bewusst: Ich erfahre Gott nicht „nur“ aus eigener Kraft im Glauben, sondern darf auf das Wirken des göttlichen Geistes vertrauen.
Kurze, stets wiederholte Gesänge schaffen eine Atmosphäre der inneren Sammlung und des Betens zu Gott. Die Bedeutung der popu-lären Gesänge von Taizé hat der Gründer Frère Roger einmal so zusammengefasst: "Schlichtheit im Herzen führt ins kontemplative Gebet. In ihm kann man sich ganz Gott überlassen, sich zu ihm hintragen lassen.“
Die diesjährige Pfingstnovene lädt uns in den Tagen zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten ein, um das Kommen des Heiligen Geistes und seiner Gnadengaben zu beten. Wir Christen achten Gottes Gaben hoch, nicht zuletzt die Vernunft. Aber Pfingsten erinnert uns daran, dass uns über den Verstand hinaus auch ein Licht aufgehen kann. Dieses Licht ist ein lebendiges Licht und in der Sprache unseres Glaubens das Feuer des Heiligen Geistes. Es ist unverfügbar und auch nicht abrufbar wie die Daten, die in einem Computer gespeichert sind. Das Licht des Heiligen Geistes besitzt niemand einfach so. Vielmehr muss es wie die Liebe immer wieder neu gesucht, erneuert und vertieft werden. Er vermag unsere Herzen zu wandeln und wird von Gott „entzündet“. Deshalb beten wir: „Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein!“ und in der Pfingstsequenz (Gesangbuch 770) heißt es: „Ohne dein lebendig Wehn kann im Menschen nichts bestehen.“ Wir sind dann geistliche Menschen, wenn wir tun, was wir können; wenn wir beten um das, was wir noch nicht können in der Kraft des Heiligen Geistes „Ruach“.
Die Apostelgeschichte im Neuen Testament erzählt vom Pfingstereignis, in dem der Heilige Geist mit Feuerzungen auf die Jünger herabkommt. Sie ziehen danach in die ganze Welt und verkünden das Evangelium (vgl. Apg 2, 1-41). Das Feuer, dass der Heilige Geist an Pfingsten entzündete, hat Menschen Mut gemacht zum Bekenntnis und zum entscheidenden Handeln im Christsein. Er ist der Beistand, den Jesus uns versprochen hat. Wenn dieser Geist in uns ist, dann wird schon der Blick, mit dem wir Menschen begegnen und anblicken, ein anderer sein; auch der Händedruck, das offene Ohr und unsere Gesinnung, aus der heraus wir handeln.
Mögen auch die Firmanden unserer Pfarreien St. Maria und St. Sebastian und wir alle, uns diesem Wirken des Heiligen Geistes öffnen, dass Er sie und uns erleuchtet, begeistert, stärkt und unsere Herzen öffnet für Gottes Gegenwart.
Karin Marcinkowski, Gemeindereferentin