Liebe Gemeinde von St. Maria,
die Adventszeit, einer der schönsten und spannungsreichsten Zeiten des Kirchenjahres, hat begonnen. Wir warten auf die Ankunft des Herrn und bereiten uns darauf vor.
Vierundzwanzig kleine Adventskalender-Papiergeschenktüten, von unseren drei Töchtern selbst gebastelt, stehen auf den einzelnen Treppenstufen in unserer Wohnung und haben eine ganze Woche darauf gewartet, gefüllt zu werden.
Der heute in der Adventszeit nicht mehr wegzudenkende Kalender entstand erst am Anfang dieses Jahrhunderts. Die eigentlichen Ursprünge lassen sich jedoch bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen. So wurden in religiösen Familien im Dezember vierundzwanzig Bilder nach und nach an die Wand gehängt. Die wohl früheste Form eines selbst gebastelten Adventskalenders stammt aus dem Jahr 1851; und seit 1920 erschienen die ersten Adventskalender mit Türchen zum Öffnen auf dem Markt, so wie wir sie heute kennen. Ebenso fertigte die badische St. Johannes-Druckerei religiöse Adventskalender, deren geöffnete Fenster Bibel-Verse anstatt Bilder zeigen.
Die Auswahl, der heutzutage zur Verfügung stehenden Adventskalender und deren Füllung, ist riesengroß: Schokolade, Parfüm, Spielzeug, Düfte, Verse, Bilder… Mit vielem, was unser Herz begehrt, können wir uns beschenken lassen. Für welche Kalenderform auch immer Sie sich entschieden haben, ob für sich oder für ihre Kinder oder Enkelkinder; alle Kalender haben etwas gemeinsam: An 24 Tagen, in einer Zeit des Wartens bis hin zum Weihnachtsfest, bezaubert uns zunächst der äußere Anblick der kleinen Türchen oder Tüten. Aufgeklappt zeigt sich dann im Inneren, was äußerlich verborgen war.
Auch die Jesaja-Schrifttexte der Gottesdienste im Advent halten vom 1. – zum 4. Adventssonntag viele Bilder für uns bereit, dessen Sinn und Botschaft sich uns auch innerlich erschließen möchten.
Ein Symbol zur Anschauung soll uns dabei helfen: Es ist eine Wurzel, von der der Prophet Jesaja in einem Bild spricht: „An jenem Tag wächst aus dem Baumstumpf Isais ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.“ (Jes 11,1)
Aus etwas Altem und Vertrocknetem wächst neues Leben. Neues Leben, das den alten Streit beenden wird. Jesaja glaubt, dass ein Mensch kommen wird, ein von Gott gesegneter Mensch. Dieser wird den Krieg und allen Streit beenden. Wie es dann sein wird, beschreibt Jesaja mit Tierbildern. Tiere, die sonst einander fressen, werden Freunde sein: Der Wolf und das Lamm. Es ist das Bild eines großen Friedens, das uns der Prophet Jesaja hier schildert.
Im Bild von Sieger Köder können wir sehen: Aus dem trockenen Baumstumpf wächst eine Rose. Der Wurzelstock treibt noch einmal und blüht.
Aus dem alten Israel kommt der Retter, der Heiland, unser Erlöser, Jesus Christus. ER ist die Rose, von der der Prophet Jesaja spricht. Denn die Kirche hat seit jeher „das Reis bzw. den jungen Trieb, aus dem Stamm Isais“ mit Jesus Christus und seiner Menschwerdung in Verbindung gebracht.
Die Wurzel, die in unseren Kirchen als anschauliches Bild aufgestellt wird, kann uns daran erinnern, dass überall da, wo ein Mensch in Gott verwurzelt ist und sich auf IHN und sein Kommen hin ausrichtet, Licht, Frieden, Freude und Liebe möglich sind.
Licht, Frieden, Freude und Liebe wächst dort, wo Menschen umkehren, das Gute tun, Gott erkennen und nach dieser Erkenntnis leben.
Ich möchte Sie einladen, dass wir uns für diese Botschaft öffnen und uns innerlich, ja unser Herz, „erfüllen“ lassen.
Eine gesegnete Adventszeit wünscht Ihnen
Karin Marcinkowski, Gemeindereferentin