„Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus! Öffnet die Grenzen der Staaten, die wirtschaftlichen und politischen Systeme, die weiten Bereiche der Kultur, der Zivilisation und des Fortschritts seiner rettenden Macht! Habt keine Angst! Christus weiß, ››was im Innern des Menschen ist‹‹. Er allein weiß es!“
Mit diesen Worten trat am 22. Oktober 1978 der neugewählte Papst Johannes Paul II. zum ersten Mal vor die Gläubigen und vor die Welt. Was damals noch niemand ahnen konnte, war die Tatsache, dass dieser Mann einmal maßgeblichen Anteil an der Beendigung des Kalten Krieges haben würde.

Er hat dazu beigetragen, dass Grenzen gefallen sind und sich politische Überzeugungen sowie wirtschaftliche Systeme zum Teil grundlegend gewandelt haben. Viel Gutes und Positives konnte geschehen, doch auch so manche Ernüchterung und Enttäuschung blieb dabei nicht aus. Gemeinsam mit der vor 29 Jahren wiedergewonnenen Freiheit kamen andere, zum Teil neue Probleme bzw. Herausforderungen auf die Menschen zu.
Das galt und gilt in gleichem Maße für die Kirche in unserer Gesellschaft. Vieles, was vor einer Weile noch selbstverständlich war, wird heute angezweifelt und in Frage gestellt oder spielt überhaupt keine Rolle mehr. Nicht erst seit diesem Jahr befindet sich die Kirche hier in unserer Heimat im Wandel, so dass sich viele fragen, was Gott wohl mit eben dieser Kirche und so auch mit uns, seinen Gläubigen, vorhaben könnte.
Bei dieser Frage kann uns vielleicht ein Bild helfen, dessen sich schon die frühen Kirchenväter bedienten. Sie sahen nämlich ausgerechnet im Mond ein Symbol für die Kirche Gottes. Schließlich ist der Mond wichtig und bedeutsam für das innere Gleichgewicht der Erde, und unverzichtbar für das Leben auf unserem Planeten. Auch wenn das den wenigsten bewusst sein mag. Eine Feststellung, die in gleicher Weise auch auf die Kirche zutrifft. Außerdem ist es nicht das eigene Licht, mit dem der Mond in der Dunkelheit auf die Erde strahlt, sondern das Licht der Sonne. In vergleichbarer Weise soll sich die Kirche nicht selbst verkünden, sondern Christus zu den Menschen bringen.
Dass sich die Phasen des Mondes ändern und er in regelmäßigen Abständen zu- und abnimmt, auf- und abgeht, das weiß jedes Kind. Bei der Kirche ist das nicht anders, denn auch sie wandelt immer wieder ihre Gestalt, ist mal deutlicher zu sehen, mal zurückhaltender wahrzunehmen. Momentan durchleben wir als Kirche wohl eher eine abnehmende Phase, denn vieles ist hier im Wandel und in einigen Gegenden unserer Heimat zeigt sich Kirche auf dem Rückzug. Die alten Kirchenväter waren der Überzeugung, dass der Mond sterben muss, um von neuem fähig zu werden, die Kraft des Sonnenlichtes aufzunehmen. Übertragen auf die Kirche würde das bedeuten, dass sich ihre Gestalt immer wieder wandeln muss, um in der Lage zu bleiben, das Licht der österlichen Sonne an die Menschen weitergeben zu können. Das sollte uns Mut machen, in die Führung und in die Fügung unseres Gottes zu vertrauen. Ja, die Gestalt der Kirche wandelt und verändert sich, aber nicht nur hier und nicht nur heute. Christus ist und bleibt derselbe, und er wird auch weiterhin treu und zuverlässig an unserer Seite stehen.

Lassen wir uns darum nicht ängstigen, wenn die Kirche heute oder morgen ein anderes Gesicht hat als noch vor einigen Jahren, sondern schauen wir zuversichtlich auf Christus und versuchen wir zu erkennen, was er mit uns und seiner Kirche vorhaben könnte. Haben wir keine Angst, sondern reißen wir die Tore weit auf für ihn. Weit auf für Christus.

Ihr und Euer Kooperator Pfr. Christian Kobert

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